Freescape von Incentive Software war eine der ersten 3D-Engines, die auf 8Bit Rechnern 3D Spiele mit ausgefüllter Vektorgraphik ermöglichte. Bis dahin wurden lediglich reine Vektorgraphiken (Gittermodell), oder Sprites verwendet. Sprites hatten immer den Nachteil, das man sich nicht wirklich um Objekte herum bewegen konnte und wenn man sehr nah an das Objekt herankam wurden die Sprites durch die hohe Vergrößerung ziemlich klobig. Die reine Vektorgraphik hatte den Nachteil, das man meist durch die Objekte hindurchsehen konnte. Eine größere Anzahl von Vektoren machte die Szenerie durch die geringe Auflösung recht schnell unübersichtlich. Mit Freescape wurde dies nun anders. Es gab die Möglichkeit, die bunte Spielwelt aus allen Blick winkeln zu erkunden. Objekte konnten von allen Seiten betrachtet werden, vorausgesetzt die Spielfigur hatte die Fähigkeit im Spiel zu fliegen. Die Engine ermöglichte sogar einfache Texturen. Bei den meisten 8Bit Rechnern konnten nicht sehr viele Farben gleichzeitig dargestellt werden. Freescape war es möglich die Flächen mit einer einfarbigen Textur, oder einer Textur aus einer Art Schachbrett Muster darzustellen (bei jedem zweiten Pixel wurde die Farbe getauscht). Damit sollte die Ära der nackten Gittermodelle beendet werden. Mit Freescape konnten problemlos Innen- und Aussenareale konstruiert werden. Die größte darstellbare Fläche war natürlich begrenzt. Aussenareale, einzelne Gebäude, oder Räume wurden unabhängig quasi in einer eigenen "3D Welt" definiert. Wenn der Spieler gegen eine Tür stieß, wurde er in die entsprechend konfigurierte "3D Welt" teleportiert. Damit war es nicht möglich von außen durch ein Fenster in das Gebäude zu sehen, da das Gebäude ja nur aus ein paar Würfeln bestand. Diese Technik ermöglichte sehr komplexe und vor allem noch einigermaßen flüssig spielbare Level, denn je mehr Objekte desto langsamer wurde das ganze natürlich.

Die Engine wurde einzeln als "3D Construction Kit" vermarktet. Damit ließen sich auf einfache Weise eigene 3D Welten erzeugen. Diese konnten dann als einzeln lauf fähiges Programm weitergegeben werden konnten. Für den IBM PC und die meisten 16Bit Rechner wurden einige der Spiele und auch das "3D Construction Kit" portiert. Diese Rechner waren dann auch schnell genug, um eine flüssigere Bewegung, als die Versionen der leistungsschwächeren 8Bit Rechner, zu bieten. In England gab es eine "3D Kit User Group" mit eigenem Magazin, welches sich nur mit dem 3D-CK befasste. In diesem Magazin gab es 1992 ein Interview von Mandy Rodrigues mit den Programmieren von Incentive Software zu lesen.

In den 80ern war die Hardwarelandschaft noch weit unterschiedlicher als heute. Dennoch brachte Incentive Software alle Freescape Spiele und das 3D-CK für 6 verschiedene Computer heraus: Amstrad CPC (8Bit), Sinclair Spectrum (8Bit), Commodore C64 (8Bit), Commodore Amiga (16Bit), Atari ST (16Bit) und IBM PC (16Bit). Lediglich das 3D-CK2 wurde aus Speicherplatzmangel nicht für die 8Bit Rechner portiert.
   Die 1986 gegründete Firma Incentive Software gibt es immer noch, allerdings inzwischen unter dem Namen Superscape. Heute haben sie sich auf 3D Spiele für Handys und Industrie Spezial Anwendungen spezialisiert. Das Spiel "LEGO Creator - Harry Potter" stammt ebenfalls aus diesem Haus.

Driller (1987) war das erste Freescape Spiel. Dabei muss der Spieler auf einem kleinen Mond namens Mitral, auf 18 Plattformen nach Gas bohren. Alle 18 Plattformen müssen innerhalb von 4 Stunden von dem Gasdruck befreit werden, nur so kann die Explosion des Mondes verhindert werden. Dies ist nur eine kurze Beschreibung der nett geschriebenen Story. Mitral konnte mit dem "Excavation Probe" befahren (nur damit konnten die "Rigs" gesetzt werden), oder mit dem "Reconnaissance Jet" beflogen werden.

   

Damit der Spieler die Übersicht behalten kann, lag dem Karton eine Pappschablone bei, die gefaltet den Mond Mitral dar stelle. Driller hat einen sehr effektiven Kopierschutz. Auf 17 der 18 Plattformen lässt sich ohne fremde Hilfe der mehr, oder weniger ideale Bohrpunkt finden. Aber auf der Plattform "Niccolite" ist die Position sehr schwer zu finden. Die exakte Position ist im Handbuch beschrieben! Die Koordinaten x:0512, y:1698 Heading:^ führen zum gewünschten Erfolg!

Driller Java Emulation - Langsam Driller Java Emulation - Mittel Driller Java Emulation - Schnell

Dark Side (1988) spielt auf dem zweiten Mond von Evath "Tricuspid". Hier mussten Energieleitungen zerstört werden, damit die gigantische Waffe "Zephyr One" nicht gezündet werden kann. Interessanter weise war die Adresse von Incentive Software: Zephyr One, Calleva Park, ... (Hat hier jemand von Gene Roddenberry abgeschaut, dessen Hausnummer "1701" war?) Dark Side ist eines der Ersten 3D Spiele, die aus der Ego Perspektive gespielt werden und bei der die Spielwelt, wie bei allen Freespace Spielen, völlig frei begehbar war.

Total Eclipse (1988) Hohe Priester des Sonnengottes Ra haben eine Pyramide gebaut, um dem Glauben des Volkes ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Diese magische Pyramide wird alles zerstören, was sich am Tag zwischen Sonne und Erde stellt. Es ist der 26. Oktober 1930, zwei Stunden vor einer totalen Sonnenfinsternis. Als Ägyptologe muss der Spieler in die Spitze der Pyramide vordringen und die Zerstörung des Mondes verhindern. Denn ohne Mond dürfte es auf der Erde ein paar nicht ganz zu vernachlässigende Gravitations Probleme geben.

Total Eclipse 2: Sphinx Jinx(1988) ist meines Wissen nach nie als Eigenes Spiel vermarktet worden, sondern war nur als "Heft-Tape", oder auf der Zweiten Seite von Total Eclipse 1 erhältlich. In "The Sphinx Jinx" galt es die 12 Einzelteile der Sphinx in der Pyramide zu suchen und sie wieder zusammen zu setzen.

Castle Master (1990) habe ich leider nie durchgespielt. Daher kann ich nicht sagen, ob die Auswahl zu Beginn des Spiels, als Prinz, oder Prinzessin zu spielen, im Spiel selbst Auswirkungen hat. Es gilt den eigenen Zwillingsbruder, bzw. Zwillingsschwester aus den Fängen des "Castle Masters" zu befreien. Dieser versucht das Unterfangen natürlich mit einigen Geistern zu verhindern.

Castle Master 2: The Crypt (1990) ist das letzte Freescape Spiel. Du wurdest gefangen genommen und musst aus einem Dungeon entkommen, der sich über 6 Etagen erstreckt.

Virtual Worlds (1991) ist eine Compilation mit fast allen Freescape Spielen: Driller, Total Eclipse, Castle Master 1 & 2. The Crypt gab es nur hier, allein wurde es nicht vermarktet.